Mein Name ist Lorenz – und ich bin wieder Teil des Lebens
Mein Name ist Lorenz Werner, ich bin 44 Jahre alt und seit vielen Jahren an Fibromyalgie erkrankt. Die Diagnose erhielt ich mit Anfang dreißig – heute liegt ein langer, steiniger Weg hinter mir. Jahrzehntelang habe ich verschiedenste Therapien ausprobiert, unzählige Medikamente eingenommen und immer wieder gehofft, endlich Linderung zu finden. Doch erst mit Medizinalcannabis habe ich einen Weg gefunden, meine Schmerzen zu kontrollieren und meine Lebensqualität zurückzugewinnen. In diesem Bericht erzähle ich offen, wie mein Alltag mit Fibromyalgie und Cannabis aussieht, welche Hürden ich überwinden musste und warum ich mir wünsche, dass diese Therapieoption viel früher für Patienten zugänglich wird.
Der Anfang: Diagnose Fibromyalgie und der Kampf mit den Schmerzen
Die ersten Symptome traten bei mir schon mit Anfang dreißig auf. Es begann mit diffusen Schmerzen in den Händen, Unterarmen und Beinen, die immer stärker wurden. Hinzu kamen eine ständige Müdigkeit, Erschöpfung und Konzentrationsprobleme. Es war, als würde mein Körper gegen mich arbeiten – und niemand konnte mir so recht helfen.
Nach zahlreichen Arztbesuchen und vielen Fehldiagnosen erhielt ich schließlich von Frau Dr. Peschek die Diagnose Fibromyalgie. Einerseits war ich erleichtert, endlich einen Namen für meine Beschwerden zu haben, andererseits war mir klar, dass der Weg zur Besserung noch lang sein würde. Fibromyalgie ist eine chronische Schmerzerkrankung, für die es bis heute keine Heilung gibt. Die Behandlung besteht meist aus einer Kombination verschiedener Medikamente, Bewegung und psychologischer Unterstützung.
Der Medikamenten-Marathon: Methotrexat und Oxycodon
Zu Beginn meiner Therapie wurde mir Methotrexat verschrieben – ein Medikament, das eigentlich gegen Rheuma eingesetzt wird. Die Einnahme war für mich eine Qual: Die Nebenwirkungen waren unangenehm, die erhoffte Linderung blieb aus. Ich fühlte mich schwach, ausgelaugt und hatte das Gefühl, dass mein Körper immer mehr gegen die Tabletten rebellierte.
Als Methotrexat nicht den gewünschten Erfolg brachte, wechselte ich zu Frau Dr. Peschek, die meine Fibromyalgie diagnostizierte und mir Oxycodon verschrieb. Das ist ein starkes Opioid, das bei chronischen Schmerzen eingesetzt wird. Anfangs hoffte ich, endlich Erleichterung zu spüren – doch die Realität sah anders aus. Die Nebenwirkungen waren gravierend: Ich litt unter ständiger Müdigkeit, Verstopfung und einem Gefühl der Benommenheit, das meinen Alltag massiv einschränkte. Oxycodon half zwar gegen die Schmerzen, aber es raubte mir gleichzeitig meine Lebensfreude und meine Energie.
Der Wendepunkt: Der Antrag auf Medizinalcannabis
Nach Jahren des Ausprobierens und der Enttäuschungen fasste ich schließlich den Entschluss, einen Antrag auf eine Cannabisgenehmigung zu stellen. Zu diesem Zeitpunkt war Cannabis als Medikament noch relativ neu und mit vielen Vorurteilen behaftet. Doch meine Ärztin unterstützte mich, und nach einer Prüfung durch die Opiumstelle wurde mein Antrag genehmigt.
Der Wechsel zu Medizinalcannabis war für mich ein echter Wendepunkt. Plötzlich hatte ich eine Therapieoption, die nicht nur meine Schmerzen linderte, sondern auch mein allgemeines Wohlbefinden verbesserte – und das ohne die belastenden Nebenwirkungen der Opiate.
Meine Erfahrungen mit Medizinalcannabis: Endlich wieder Lebensqualität
Seit einigen Jahren nehme ich nun ausschließlich Medizinalcannabis als Medikament. Das hat mein Leben grundlegend verändert. Die diffusen Schmerzen in meinen Händen, Unterarmen und Beinen sind nicht verschwunden, aber sie sind deutlich erträglicher geworden. Ich kann meinen Alltag wieder aktiv gestalten, morgens aufstehen und Dinge erledigen, die vorher unmöglich waren.
Was mich besonders überrascht hat: Mit Cannabis kann ich mich besser konzentrieren – obwohl viele Menschen das Gegenteil erwarten würden. Die ständige Müdigkeit, die ich von den Opiaten kannte, ist verschwunden. Ich fühle mich wacher, klarer im Kopf und habe wieder Freude an alltäglichen Aktivitäten.
Ein weiterer Vorteil: Die unangenehmen Nebenwirkungen wie Verstopfung, die ich unter Oxycodon hatte, treten bei Cannabis nicht auf. Das macht den Alltag so viel leichter und angenehmer.
Integration in den Alltag: Cannabis als Teil meines Lebens
Was ich an der Cannabistherapie besonders schätze, ist ihre Alltagstauglichkeit. Während ich bei Oxycodon immer darauf achten musste, die Dosis exakt einzuhalten – sonst war ich entweder benommen oder hatte wieder Schmerzen –, ist Cannabis viel flexibler. Wenn ich morgens einmal vergesse, meine Dosis zu nehmen, ist das kein Weltuntergang. Ich fühle mich nicht „auf Entzug“ oder komplett eingeschränkt.
Im Gegenteil: Cannabis lässt sich problemlos in meinen Tagesablauf integrieren. Ich kann wieder am Leben teilnehmen, Freunde treffen, Hobbys nachgehen und sogar neue Projekte starten. In den letzten Jahren habe ich mit dem Imkern begonnen – ein Hobby, das mir unglaublich viel Freude bereitet und das ich ohne die Cannabistherapie wahrscheinlich nie hätte ausüben können. Die Krankheit hindert mich heute nicht mehr daran, meine Ziele zu verfolgen und aktiv zu sein.
Soziales Umfeld und gesellschaftliche Akzeptanz
Als ich mit der Cannabistherapie begann, hatte ich zunächst Bedenken, wie mein Umfeld darauf reagieren würde. In meinem Freundeskreis gab es jedoch kaum Vorurteile – im Gegenteil, viele zeigten Verständnis und Akzeptanz. Das Thema wurde offen angesprochen, und ich hatte nie das Gefühl, stigmatisiert zu werden.
Einzig der erste Gang in die Apotheke war ungewohnt:
„Man hat sich erst mal ein bisschen komisch gefühlt, als man das erste Mal in Apotheke die Dose in die Hand gedrückt bekommen hat und dachte, wenn ich jetzt gleich verhaftet werde. Aber ansonsten? Nein, eigentlich habe ich da nie negative Erfahrungen gemacht.“
Diese Offenheit und Akzeptanz haben mir sehr geholfen, die Therapie als normalen Teil meines Lebens zu sehen und mich nicht zu verstecken.
Rückblick: Vom Gefühl todkrank zu sein, hin zu neuer Gesundheit
Die Veränderung, die Cannabis in mein Leben gebracht hat, ist enorm. Früher fühlte ich mich todkrank, ausgeliefert und durch die Krankheit sowie die Nebenwirkungen der Medikamente eingeschränkt. Heute fühle ich mich wieder gesund, kann am Leben teilnehmen und habe meine Lebensfreude zurückgewonnen.
„Von ich bin todkrank hat sich das die letzten Jahre gewechselt. Ich fühle mich gesund wieder. Ich kann wieder am Leben teilnehmen, ich kann morgens was machen. Ich bin jetzt nicht total zerknautscht hier, sodass eigentlich ja doch was sind das Schönste daran, dass man wirklich nicht diese Müdigkeit hat die ganze Zeit, wie man die mit den anderen Medikamenten hatte.“
Diese Worte beschreiben am besten, wie sehr sich mein Alltag und mein Selbstbild verändert haben.
Was ich mir für andere Patienten wünsche: Cannabis als echte Therapieoption
Ein wichtiger Punkt, der mir am Herzen liegt: Ich wünschte, Cannabis wäre nicht immer nur die letzte Option, sondern könnte viel früher in der Behandlung chronischer Schmerzen und Erkrankungen eingesetzt werden. Viele Patienten müssen einen langen Leidensweg mit Opiaten und deren massiven Nebenwirkungen gehen, bevor sie überhaupt die Chance auf eine Cannabistherapie bekommen.
„Ich finde es schön, wenn man halt wirklich von Anfang an auch mal das Cannabis nicht als letzte Option nehmen könnte, sondern vielleicht auch als erste Option, damit man nicht diesen Leidensweg erst mal geht und die ganzen Opiate durchprobiert und sämtliche Nebenwirkungen hat, die die bringen.“
Diese Erfahrung teile ich mit vielen anderen Betroffenen. Es wäre ein großer Fortschritt, wenn Ärzte und Krankenkassen offener für diese Therapie wären und Patienten nicht erst nach Jahren des Leidens eine Chance auf Medizinalcannabis bekämen.
Tipps für andere Betroffene und Angehörige
Für alle, die selbst an Fibromyalgie oder einer anderen chronischen Schmerzerkrankung leiden, möchte ich Mut machen, sich offen über Medizinalcannabis zu informieren. Wichtig ist, die Therapie immer in enger Abstimmung mit einem erfahrenen Arzt zu beginnen und auf die eigene Körperwahrnehmung zu achten.
Geduld ist entscheidend: Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Cannabis, und es kann eine Weile dauern, bis die richtige Sorte und Dosierung gefunden ist. Aber die Mühe lohnt sich – die Chance auf mehr Lebensqualität und weniger Nebenwirkungen ist es wert.
Auch Angehörigen empfehle ich, offen mit dem Thema umzugehen und Betroffene zu unterstützen. Die gesellschaftliche Akzeptanz wächst, und je mehr Menschen über ihre positiven Erfahrungen sprechen, desto leichter wird es für andere, den Schritt zu wagen.
Die Bedeutung von Aufklärung und gesellschaftlichem Wandel
Die Erfahrungen, die ich mit Medizinalcannabis gemacht habe, zeigen, wie wichtig Aufklärung und ein offener Umgang mit dem Thema sind. Noch immer gibt es viele Vorurteile – sowohl bei Ärzten als auch in der Gesellschaft. Ich wünsche mir, dass mehr Menschen erfahren, wie sehr Cannabis das Leben von Betroffenen verbessern kann.
Mehr Studien und Erfahrungsberichte könnten dazu beitragen, die Therapieoption bekannter zu machen und die Hürden für Patienten zu senken. Es ist an der Zeit, Medizinalcannabis als das zu sehen, was es ist: eine ernstzunehmende, effektive und nebenwirkungsarme Behandlungsmöglichkeit für viele chronisch Kranke.
Fazit: Mehr Lebensfreude und Selbstbestimmung dank Medizinalcannabis
Rückblickend bin ich dankbar, dass ich den Schritt zur Cannabistherapie gegangen bin. Ich habe meine Schmerzen nicht besiegt, aber ich habe gelernt, mit ihnen zu leben – und das auf eine Weise, die mir mehr Lebensqualität, Selbstbestimmung und Freude schenkt. Mein Alltag ist wieder lebenswert, und ich kann meine Ziele verfolgen, ohne von Nebenwirkungen ausgebremst zu werden.
Ich hoffe, mein Erfahrungsbericht macht anderen Mut, sich zu informieren, offen mit Ärzten zu sprechen und neue Wege zu gehen. Medizinalcannabis ist kein Allheilmittel, aber für viele – gerade im Alter – eine echte Chance auf ein besseres Leben.