Schlafstörung

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Mann der Nachts wach an der Bettkante sitzt - Cannabis im Alter

Schlafstörungen im Alter

Schlafstörungen (insbesondere Insomnie) sind bei älteren Menschen sehr häufig. Etwa 50–75 % der über 65-Jährigen berichten über Ein-oder Durchschlafprobleme1. Physiologische Schlafregulation ändert sich mit dem Alter: Der Schlafanteil istreduziert, und es kommt häufiger zu nächtlichem Erwachen und frühem Aufwachen ohne Wiedereinschlafen1. Auch Begleiterkrankungen wie Schmerzen, Harnwegsprobleme oder Atemstörungen (z.B. Schlafapnoe) erschweren den Schlaf. Die Folgen chronischer Schlafstörungen sind beträchtlich: Neben ständiger Müdigkeit tagsüber treten Konzentrationsschwäche, Stimmungsschwankungen und ein erhöhtes Sturzrisiko auf. Langfristig kann schlechter Schlaf kognitive Abbauprozesse begünstigen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Daher ist eine frühzeitige, differentialdiagnostische Abklärung essenziell.

Erfahrungsberichte von PatientInnen

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TypischeSymptome im Alter

Bei älteren Patient:innen dominieren oft nicht dieklassischen „Schlaflosigkeits-Angst“-Gefühle, sondern diffuse Zeichen vonErschöpfung. Häufig berichten sie von Tagesmüdigkeit trotz ausreichender Zeitim Bett, vermehrtem Einschlafbedarf und mangelnder Erholung. Betroffeneschlafen zwar möglicherweise ein, wachen aber oft nachts auf (Arousals) undquälen sich anschließend mit Grübeln. Ein Zeichen ist auch, dass sie tagsübermehrere Nickerchen machen müssen. Da der Hormonhaushalt und die Körpertemperaturregulationälterer Menschen verändert sind, können sie zudem an eine phaseverschobenenSchlaf-Wach-Rhythmus leiden (sie sind abends schon müde und morgens früh wach)1.Schlafstörungen gehen oft mit Ängstlichkeit oder depressiver Verstimmungeinher, die im Alter manchmal übersehen wird.

Therapieoptionen (Leitlinien Deutschland):

Erstlinientherapie ist nach Leitlinien dienicht-medikamentöse, kognitiv-verhaltensorientierte Schlaftherapie (CBT-I)2.Diese beinhaltet

  • Schlafhygiene     (regelmäßige Schlafzeiten, kein Koffein am Abend, angemessene     Raumtemperatur),
  • Stimulus-Kontrolle     (Bett nur zum Schlafen nutzen, bei wacherliegendem Gedankenkreisen     aufstehen) und
  • schlafrestriktive     Maßnahmen (liegende Zeit begrenzen).

Studien belegen, dass nur wenige Sitzungen von kognitiv-verhaltensorientierte Schlaftherapie bereits langfristig den Schlaf signifikant verbessern. Parallel können Entspannungsverfahren (z. B. progressive Muskelentspannung) und Hygieneratschläge helfen. Wenn eine Pharmakotherapie notwendig ist, wird in Deutschland nach NVL-Schlafstörungen zunächst Kurzanwendungen von Z-Substanzen (Zaleplon, Zopiclon) oder niedrig dosiertes Doxepin empfohlen – und das nur kurzzeitig (bis Wochen) wegen erhöhter Abhängigkeits- und Sturzgefahr2. Melatoninpräparate werden bei circadianen Rhythmusstörungen eingesetzt. Generell gilt es, Begleiterkrankungen (z. B. Depression, Schmerzen, Atmungsprobleme) zu behandeln, weil diese den Schlaf massiv beeinträchtigen können. Das Überangebot an Schlafmitteln soll vermieden werden; viele ältere Menschen nehmen weiterhin unnötig Benzodiazepine, was vermieden werden sollte.

Cannabis als komplementäre Therapie

Viele ältere Menschen wenden Cannabis bei Schlafproblemen an oder fragen danach3. Studien zeigen, dass ein THC-CBD-Öl die Schlafeffizienz steigern kann. In einer randomisierten, doppelblinden, placebo-kontrollierten Crossover-Studie führte ein Öl mit 10 mg/ml THC und 15 mg/ml CBD bei täglicher Einnahme über zwei Wochen zu einer signifikanten Verbesserung von Einschlafzeit und Schlafqualität4.Nach der Behandlung waren 60 % der Probanden keine „klinischen Insomniaken“ mehr. Es zeigte sich eine Zunahme der leichten Schlafphase um etwa 21 Minuten pro Nacht und eine deutliche Steigerung der subjektiven Schlafqualität. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Cannabis-Öl schlafanstoßend wirkt und nachfolgendentspannte Schlafphasen ermöglicht. In der Praxis beginnt man niedrig (z. B.0,2 ml abends) und titriert langsam, um die individuelle Dosis zu finden. Neben Ölen können auch Vaporizer- oder Blütenformen verwendet werden; orale Darreichungen haben dabei einen gleichmäßigeren Wirkungsverlauf während die Inhalation zu einer schnelleren und höheren Wirkstoffaufnahme führt. Wichtig: Wegen verlangsamter Metabolisierung im Alter werden Dosen ggf. niedriger gewählt als bei Jüngeren.

Rolle der Terpene und Entourage-Effekt

Auch hier spielen Terpene eine Rolle: Sorten mit sedierenden Terpenen wie Myrcen oder Linalool (bekannt aus Lavendel) können den Einschlafreiz unterstützen. Der „Entourage-Effekt“ besagt, dass das Zusammenspiel von Cannabinoiden und Terpenen synergistisch wirkt5. Es gibt Hinweise, dass Terpene das Wirkungsspektrum modulieren (z. B. Limonen für Stimmungsaufhellung, Linalool für Beruhigung). In der Praxis bedeutet das, dass unterschiedliche Cannabis-Zubereitungen unterschiedliche Schlafwirkungen zeigen können. Deswegen ist die Auswahl des richtigen Präparates durch einen erfahrenen Arzt oder Ärztin unerlässlich.

Vorteile für Lebensqualität und Autonomie


Guter Schlaf ist grundlegend für Lebensqualität. Wenn Cannabis den Schlafnormalisiert oder verbessert, sinkt die Tagesmüdigkeit und die Stimmung helltsich auf. Ältere Menschen fühlen sich dadurch wacher, können mehr am sozialenLeben teilnehmen und haben generell mehr Wohlbefinden. Ein erholter Schlaffördert zudem die kognitive Leistungsfähigkeit. Für pflegende Angehörigebedeutet bessere Schlafqualität der Betroffenen auch Entlastung („die Nachtruheder Pflegeperson wird geschont“). Die Autonomie steigt, da wenigerTagesschläfrigkeit die Mobilität verbessert und sturzbedingtePflegebedürftigkeit vermindert wird. Generell berichten Betroffene und Ärztevon deutlich gesteigerter Zufriedenheit, wenn Schlafprobleme gelöst sind.

Vorteile in der Gesundheitsversorgung

Fürdas Betreuungspersonal und Ärzt:innen bedeutet ein stabiler Schlafrhythmus eineVereinfachung der Gesamtsituation. Erwachsene mit besserem Nachtschlafbenötigen tagsüber weniger sedierende Pharmaka oder Antipsychotika, die sonstzur Symptomkontrolle eingesetzt würden. Die Entlastung zeigt sich oft insinkender Polypharmazie: Beispielsweise kann ein Teil der Angst- oderSchmerzmedikation reduziert werden, wenn mit Cannabis der Schlaf verbessert unddadurch die Symptomlast gesenkt wird. Dies wiederum erleichtert dieMedikamentenüberwachung und verbessert die Compliance. Aus ökonomischer Sichtverringert ein gesünderer Schlaf langfristig die medizinischen Folgekosten(weniger Sturzverletzungen, weniger Demenzentwicklung). Fachleute betonen, dasseine Verbesserung des Schlafs oft eine positive Kettenreaktion in derVersorgung auslöst: Wachere Patient:innen nehmen Therapien besser an undbenötigen weniger zusätzliche Betreuung.

Risiken und Monitoring:


Beim nächtlichen Einsatz ist besondere Vorsicht geboten. Müdigkeit am nächsten Tag kann das Sturzrisiko erhöhen (vor allem zu Therapiebeginn); deshalb sind Vorsichtsmaßnahmen wie Sicherheitsbettauflagen oder Urinfrequenztraining sinnvoll. Ältere, empfindliche Menschen benötigen einen besonders langsamen Dosisaufbau. Wichtig ist, initial nur abends anzuwenden und am Morgen auf Nebenwirkungen wie Schwindel zu prüfen. Ebenso muss man die Auswirkungen auf Blutdruck und Atmung beobachten, da z. B. bei Schlafapnoe individuelle Effekte unklar sind. Erhöhte Tagesmüdigkeit odergelegentliche Halluzinationen sind selten, aber potenzielle Warnzeichen, die ein Abbruchkriterium darstellen sollten. Wegen der eingeschränkten Studienlageerfolgt die Gabe unter ärztlicher Aufsicht und engmaschiger Kontrolle.

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Quellen