Cannabis bei Schlaganfall
Cannabis rückt zunehmend in den Fokus der medizinischen Supportivtherapie bei Schlaganfall. Dieser Artikel beleuchtet, welche Rolle medizinisches Cannabis nach einem Schlaganfall spielen kann und welche Symptome potenziell angesprochen werden.
Ein Schlaganfall (Apoplex) passiert, wenn die Blutversorgung eines Teils des Gehirns stoppt. Dies geschieht meist durch ein Blutgerinnsel (ischämischer Schlaganfall). Manchmal geschieht es auch durch eine Blutung (hämorrhagischer Schlaganfall). Die Folgen sind häufig motorische Ausfälle, Sprachstörungen, kognitive Einschränkungen, Schmerzen.
Cannabis bei Spastik nach Schlaganfall
Eine Folge eines Schlaganfalls sind oft Spastiken. Diese können für Patienten schon auf der Stroke Unit sehr unangenehm sein. Die Ursache ist der Verlust von Signalen aus dem Gehirn zu den Muskeln. Dies führt zu einer dauerhaften Muskelanspannung bei Schlaganfall-Patienten. 20 Prozenz der Patienten in den ersten 2 Wochen, 30 Prozent der Patienten nach etwa 3 Monaten bekommen Spastik.
Endocannabinoid System bei Spastik
Endocannabinoide spielen eine wichtige Rolle in der Regulation von Muskeltonus und Bewegungssteuerung. Bei Spastik – etwa nach einem Schlaganfall oder bei MS – zeigt sich häufig ein gestörtes Gleichgewicht in diesen Regelkreisen.
Das Endocannabinoid-System wirkt über CB1-Rezeptoren hemmend auf überaktive Reflexbögen im Rückenmark. Dadurch kann die übersteigerte Muskelspannung gesenkt werden. Cannabinoide in medizinischem Cannabis nutzen diesen Mechanismus gezielt zur Senkung spastischer Beschwerden.
Cannabis und seine Inhaltsstoffe bei Schlaganfall
Studien zeigen, dass Cannabinoide wie THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) viele Vorteile haben. Auch Terpene, Cannaflavoline und Ester aus Cannabis könnten helfen. Sie könnten neuroprotektive, entzündungshemmende und muskelentspannende Effekte haben. Gerade nach einem Schlaganfall könnten diese Eigenschaften genutzt werden, um Spastiken zu lindern, Schmerzen zu reduzieren und eventuell die Regeneration zu unterstützen.
Cannabis ersetzt keinesfalls Standardtherapien sondern wird zur Linderung von Folgesymptomen eigesetzt um die Lebensqualität von Patienten spürbar zu verbessern und z.B. dem körperlichen Verfall nach Schlaganfall entgegen zu wirken.
Behandlung Schlaganfall
In der klassischen Therapie der Schlaganfall Behandlung stehen Akutbehandlung, Rehabilitation und medikamentöse Sekundärprophylaxe (z. B. Blutverdünner, Blutdrucksenker) im Vordergrund. Doch immer mehr Patienten und Ärzte der neurologie und psychiatrie interessieren sich für ergänzende Ansätze – darunter auch medizinisches Cannabis. Vor allem in der Phase der Rehabilitation nach einem Schlaganfall.
Häufigste Ursachen für einen Schlaganfall
Ein Schlaganfall passiert, wenn die Blutversorgung im Gehirn gestoppt wird. Das kann durch ein verstopftes Blutgefäß geschehen. Dies nennt man ischämischer Schlaganfall. Eine Blutung im Gehirn führt zu einem hämorrhagischen Schlaganfall.
Die häufigsten Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Vorhofflimmern, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen sowie Rauchen. Auch Bewegungsmangel, starkes Übergewicht und chronischer Stress erhöhen das Risiko. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung dieser Faktoren kann helfen, einen Schlaganfall zu verhindern.
Symptomliste nach Schlaganfall (potenzielle Einsatzfelder von Cannabis)
- Muskelspastiken (z. B. halbseitig, Arme oder Beine)
- Chronische Schmerzen (z. B. neuropathische Schmerzen)
- Schlafstörungen
- Angstzustände und Depressionen
- Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
- Kognitive Störungen
Therapieoptionen mit Cannabis
Medizinisches Cannabis ist in Deutschland verschreibungsfähig und kann bei o.g. Symptomen bei Patienten die einen Schlaganfall erlitten positiv wirken. Verabreicht wird es als:
- Cannabisblüten (über Vaporizer inhaliert)
- Cannabisextrakte (z. B. Tropfen, Öle, Tinkturen) mit allen Inhaltsstoffen der Cannabispflanze
- Fertigarzneimittel (wie Sativex® bei Spastik) reines THC oder CBD iIsolat (nicht empfohlen!)
Bei Spastikpatienten gibt es gute Beweise für Sativex®. Das ist ein Mundspray mit THC und CBD. Es ist für Multiple Sklerose zugelassen. Man kann es aber auch nach einem Schlaganfall verwenden. CBD-Öl wird oft bei Angstzuständen und Schlafstörungen genutzt, da es nicht psychoaktiv ist.
Wichtig ist eine individuelle Dosierung, oft nach dem Motto „start low, go slow“ (langsam einschleichen). Die Wirkung und Verträglichkeit müssen regelmäßig ärztlich überwacht werden.
Vorteile
- Muskelentspannung: Cannabinoide wirken direkt auf das Endocannabinoidsystem, das an der Muskelsteuerung beteiligt ist.
- Schmerzlinderung: Besonders neuropathische Schmerzen, die oft schwer behandelbar sind, können durch Cannabis gebessert werden.
- Verbesserter Schlaf: Viele Betroffene berichten von erholsamerem Schlaf.
- Stimmungsaufhellung: Cannabis kann Ängste und depressive Verstimmungen lindern.
- Appetitanregung: Gerade bei Untergewicht und Appetitlosigkeit hilfreich.
- Mögliche Neuroprotektion: Tierstudien zeigen, dass Cannabis das Gehirn vor Schäden schützen kann. Studien am Menschen sind jedoch noch nötig.
Risiken
- Psychoaktive Effekte: THC kann in seltenen Fällen Verwirrtheit oder Angst auslösen
- Herz-Kreislauf-Belastung: Cannabis kann den Blutdruck senken oder den Puls erhöhen
- Rechtliche Einschränkungen: Auch wenn medizinisches Cannabis erlaubt ist, können Autofahren oder Arbeiten unter Einfluss subjektiv erschwert sein.
Patientenbeispiel: Herr Schröder – Cannabistherapie nach Schlaganfall
Herr Schröder, 72 Jahre alt, erlitt vor rund einem Jahr einen ischämischen Schlaganfall. Die initiale Versorgung in der Klinik verlief komplikationslos, jedoch blieben nach der Reha ausgeprägte Spastiken im rechten Bein und Arm bestehen.
Trotz intensiver Physiotherapie und klassischer Medikation (u. a.
Baclofen) kam es zu keiner zufriedenstellenden Besserung. Die Spastik führte zu Schmerzen, Schlafstörungen und zunehmender Frustration. Herr Schröder zog sich mehr und mehr zurück, verlor an Gewicht und berichtete über depressive Verstimmungen.
Auf Empfehlung seiner Tochter suchte er eine Cannabis-Schwerpunktpraxis auf. Nach ausführlicher Aufklärung und Ausschluss von Kontraindikationen wurde ein Therapieversuch mit einem THC/CBD-Mundspray (off-label bei Spastik nach Schlaganfall) eingeleitet. Innerhalb weniger Wochen zeigte sich eine deutliche Reduktion der Muskelverkrampfungen, wodurch Herr Schröder wieder besser laufen und ruhiger schlafen konnte. Auch seine Stimmung besserte sich spürbar. In Abstimmung mit dem behandelnden Arzt wurde die Dosierung individuell angepasst.
Heute nutzt Herr Schröder medizinisches Cannabis als Teil seines Therapieplans – nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung. Für ihn bedeutet das: weniger Schmerzen, mehr Beweglichkeit, bessere Stimmung – und ein Stück Lebensqualität zurück.
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Fazit
Cannabis ist kein Wundermittel, aber kann in bestimmten Fällen eine wertvolle Ergänzung zur Schlaganfall-Nachsorge sein – insbesondere bei Spastiken, Schmerzen oder Angstzuständen. Eine enge ärztliche Begleitung ist dabei Pflicht, um Risiken zu minimieren und die beste Therapieoption auszuwählen.
Wer über Cannabis nach einem Schlaganfall nachdenkt, sollte sich ausführlich beraten lassen und mit einem spezialisierten Arzt sprechen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass der Einsatz sinnvoll, legal und sicher bleibt.