Mein Name ist Cornelia – und ich kämpfe mich zurück ins Leben
Mein Name ist Cornelia Wichmann, ich bin 59 Jahre alt und habe in den letzten Jahren mehr über Schmerzen, Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit gelernt, als ich je wollte. Nach einer Krebserkrankung und der Diagnose Polyneuropathie war mein Alltag von ständigen Nervenschmerzen, Schlaflosigkeit und Müdigkeit geprägt. Viele Medikamente halfen nur wenig oder machten alles noch schlimmer. Erst durch Medizinalcannabis habe ich wieder ein Stück Lebensqualität gewonnen. In diesem Bericht erzähle ich ehrlich und offen, wie mir Cannabis im Alter geholfen hat, wieder zu schlafen, weniger Schmerzen zu haben und neuen Lebensmut zu finden.
Die Vorgeschichte: Krebs, Polyneuropathie und der tägliche Schmerz
Meine gesundheitlichen Probleme begannen mit einer Diagnose, die niemand hören möchte: Lymphdrüsenkrebs. Die Behandlung war hart, aber ich habe sie überstanden. Doch die Folgen der Chemotherapie begleiteten mich weiter – in Form einer ausgeprägten Polyneuropathie. Besonders in den Händen, aber auch in den Füßen, hatte ich ständig starke, stechende Nervenschmerzen. Die Nächte waren am schlimmsten: Kaum lag ich im Bett, kamen die Schmerzen, raubten mir den Schlaf und damit auch die Kraft für den nächsten Tag.
Hinzu kam das sogenannte „Chemobrain“ – eine ständige Müdigkeit, Antriebslosigkeit und das Gefühl, nie richtig wach zu werden. Die Medikamente gegen die Polyneuropathie machten alles nur schlimmer: Sie halfen kaum gegen die Schmerzen, dafür war ich noch erschöpfter und konnte mich zu nichts mehr aufraffen. Ich fühlte mich gefangen in meinem eigenen Körper und hatte Angst, nie wieder richtig leben zu können.
Die Suche nach Hilfe: Von Migräne zur Cannabistherapie
Eigentlich war ich wegen meiner starken Migräne bei meinem Arzt Daniel in Behandlung. Die Migräne war schlimm, aber die Polyneuropathie wurde nach dem Krebs zur eigentlichen Herausforderung. Nach vielen erfolglosen Therapieversuchen und unzähligen Medikamenten sprach mein Arzt das Thema Medizinalcannabis an. Ich war zunächst skeptisch – schließlich ist Cannabis in meinem Alter immer noch mit vielen Vorurteilen behaftet. Doch die Hoffnung auf Besserung war größer als die Angst vor Neuem.
Anfang 2024 bekam ich erstmals Cannabis-Tropfen verschrieben. Schon nach kurzer Zeit merkte ich, dass sich etwas veränderte. Ich begann abends mit einem Tropfen und war überrascht, wie schnell die nächtlichen Schmerzspitzen nachließen. Für mich war das ein völlig neues Gefühl:
„Ich hab dann immer abends mit einem Tropfen angefangen und selbst der hat schon die Spitzen nachts rausgenommen.“
Die Wirkung von Medizinalcannabis: Weniger Schmerzen, besserer Schlaf
Mit der Zeit steigerte ich die Dosis langsam. Im Moment nehme ich abends fünf Tropfen. Die Wirkung ist für mich enorm: Die Schmerzen sind nicht weg, aber sie sind viel erträglicher geworden. Vor allem die Nächte sind endlich wieder erholsam. Ich kann jetzt bis zu vier Stunden am Stück schlafen – vorher war das undenkbar.
„Im Moment bin ich bei fünf Tropfen und hab jetzt inzwischen tief. Also Schlafphasen bis zu vier Stunden schaffe ich jetzt am Stück, was ich vorher gar nicht geschafft hab.“
Auch tagsüber merke ich, dass ich wieder mehr Energie habe. Die ständige Erschöpfung ist weniger geworden, ich kann mich besser konzentrieren und habe wieder Lust, kleine Dinge im Alltag zu unternehmen. Die Lebensqualität ist spürbar gestiegen.
Nebenwirkungen und Alltagstauglichkeit: Meine Erfahrungen
Natürlich hatte ich anfangs Bedenken, wie ich auf Cannabis reagieren würde. Doch im Vergleich zu den üblichen Medikamenten gegen Polyneuropathie sind die Nebenwirkungen für mich deutlich geringer. Die Tropfen machen mich abends angenehm müde, ohne mich am nächsten Tag zu „verkatert“ oder benommen fühlen zu lassen. Ich habe keine unangenehmen Begleiterscheinungen wie Verstopfung, Schwindel oder extreme Antriebslosigkeit mehr.
Ein weiterer Vorteil: Die Dosierung lässt sich individuell anpassen. Wenn ich merke, dass die Schmerzen schlimmer werden, kann ich die Tropfen vorsichtig steigern. Umgekehrt kann ich auch mal weniger nehmen, wenn es mir besser geht. Das gibt mir ein Gefühl von Kontrolle zurück, das ich lange verloren hatte.
Mein Umfeld: Überzeugung durch Erfahrung
Mein Mann war anfangs skeptisch, ob Cannabis wirklich helfen kann. Doch eine Reise nach Wien hat ihn überzeugt. Während eines Ausflugs bekam ich einen heftigen Krampf in den Händen – nichts half, weder Massagen noch andere Medikamente. Erst nach drei Tropfen Cannabis löste sich der Krampf innerhalb kurzer Zeit.
„Und mit den Tropfen. Da hab ich dann drei Tropfen genommen.“
Seitdem steht mein Mann voll hinter der Therapie. Auch meine Freunde und Familie haben gesehen, wie sehr sich mein Zustand verbessert hat. Die meisten waren überrascht, wie wirkungsvoll und alltagstauglich Cannabis als Medikament sein kann – und wie sehr es meine Lebensqualität verbessert hat.
Die Bedeutung von Schlaf: Endlich wieder erholt aufwachen
Für viele klingt es banal, aber für mich ist erholsamer Schlaf das größte Geschenk. Jahrelang konnte ich kaum durchschlafen, wurde ständig von Schmerzen geweckt und fühlte mich morgens wie gerädert. Mit den Cannabis-Tropfen sind die Schlafphasen länger und tiefer geworden. Ich wache morgens auf und habe das Gefühl, wirklich geschlafen zu haben. Das gibt mir Kraft für den Tag und macht mich insgesamt belastbarer.
Auch tagsüber habe ich weniger Angst vor den Schmerzen. Ich weiß, dass ich abends eine Möglichkeit habe, die schlimmsten Spitzen abzufedern und wenigstens ein paar Stunden Ruhe zu finden. Das nimmt viel Druck und Angst aus meinem Alltag.
Vergleich zu anderen Medikamenten: Cannabis als echte Alternative
Vor der Cannabistherapie habe ich viele verschiedene Medikamente ausprobiert. Die meisten halfen kaum gegen die Schmerzen, dafür machten sie mich müde, antriebslos und manchmal sogar depressiv. Das „Chemobrain“ wurde durch die Medikamente noch schlimmer, ich konnte mich kaum konzentrieren und hatte das Gefühl, immer mehr zu verschwinden.
Mit Cannabis ist das anders. Ich fühle mich wacher, klarer und habe wieder mehr Lust, aktiv zu sein. Die Tropfen helfen mir, die Schmerzen zu kontrollieren, ohne mich komplett auszubremsen. Für mich ist das ein riesiger Fortschritt – und eine echte Alternative zu den üblichen Medikamenten, die oft nur neue Probleme schaffen.
Herausforderungen und Vorurteile: Cannabis im Alter
Auch wenn die positiven Erfahrungen überwiegen, gibt es immer noch viele Vorurteile gegenüber Cannabis – besonders bei älteren Menschen. Viele denken bei Cannabis zuerst an Drogenmissbrauch, nicht an Medizin. Ich habe gelernt, offen über meine Erfahrungen zu sprechen und aufzuklären. Die meisten Menschen in meinem Umfeld reagieren interessiert und unterstützend, wenn sie sehen, wie sehr mir die Therapie hilft.
Ich wünsche mir, dass mehr ältere Menschen die Chance bekommen, Medizinalcannabis auszuprobieren – ohne Angst vor Stigmatisierung oder Vorurteilen. Für viele könnten die Tropfen eine echte Chance auf mehr Lebensqualität sein.
Die Rolle der Ärzte: Unterstützung und Aufklärung
Ich hatte das Glück, einen Arzt zu finden, der offen für neue Therapien ist und mich ernst nimmt. Er hat mir die Cannabistherapie genau erklärt, die Dosierung eng begleitet und mich regelmäßig nach meinen Erfahrungen gefragt. Diese Unterstützung war für mich entscheidend, um Vertrauen in die neue Therapie zu gewinnen.
Leider höre ich von vielen anderen Patienten, dass nicht alle Ärzte so offen sind. Oft fehlt es an Wissen oder an Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Ich hoffe, dass sich das in Zukunft ändert und mehr Ärzte ihren Patienten die Möglichkeit bieten, Medizinalcannabis auszuprobieren – besonders, wenn andere Therapien nicht helfen.
Empfehlungen für andere Betroffene: Offenheit und Geduld
Für alle, die wie ich unter Polyneuropathie oder anderen chronischen Schmerzen leiden, möchte ich Mut machen, offen für neue Therapien zu sein. Medizinalcannabis ist kein Wundermittel, aber für mich war es der Schlüssel zu mehr Lebensqualität. Wichtig ist, die Therapie immer in enger Abstimmung mit einem erfahrenen Arzt zu beginnen und sich langsam an die richtige Dosis heranzutasten.
Geduld ist entscheidend: Nicht jeder spürt sofort eine Besserung, und manchmal braucht es mehrere Anläufe, bis die optimale Einstellung gefunden ist. Aber die Mühe lohnt sich – die Chance auf weniger Schmerzen und mehr Lebensfreude ist es wert.
Gesellschaftliche Bedeutung: Mehr Aufklärung, weniger Stigma
Die Erfahrungen, die ich mit Medizinalcannabis gemacht habe, zeigen, wie wichtig Aufklärung und ein offener Umgang mit dem Thema sind. Noch immer gibt es viele Vorurteile – sowohl bei Ärzten als auch in der Gesellschaft. Ich wünsche mir, dass mehr Menschen erfahren, wie sehr Cannabis das Leben von Betroffenen verbessern kann.
Mehr Studien und Erfahrungsberichte könnten dazu beitragen, die Therapieoption bekannter zu machen und die Hürden für Patienten zu senken. Es ist an der Zeit, Medizinalcannabis als das zu sehen, was es ist: eine ernstzunehmende, effektive und nebenwirkungsarme Behandlungsmöglichkeit für viele chronisch Kranke.
Fazit: Mehr Lebensfreude und Selbstbestimmung dank Medizinalcannabis
Rückblickend bin ich sehr dankbar, dass ich den Schritt zur Cannabistherapie gewagt habe. Die Schmerzen sind nicht weg, aber sie bestimmen nicht mehr mein Leben. Ich habe wieder mehr Kontrolle über meinen Alltag, kann besser schlafen und habe neue Lebensfreude gefunden. Für mich ist das ein riesiger Gewinn – und ich hoffe, dass meine Geschichte anderen Betroffenen Mut macht, neue Wege zu gehen.